Wash: Lars Kemter

 

Waschbär Wash ist ein klassischer, vielleicht der klassische Kulturfolger überhaupt: Ein Partytier mit Stil und Esprit, dem es in Seattle zu langweilig, zu voll und zu teuer geworden ist – weswegen er kurzerhand ausgewandert ist in die hippe Hauptstadt der Mülleimer und finsteren Winkel: »Ick bin ein Waschbärliner!« (Manchmal ist ihm Berlin freilich zu dreckig, denn Wash leidet – neben anderen Neurosen – unter einem für Straßentiere unüblichen Hygienefimmel/Waschzwang.)

Und Wash ist Veganer. Als also im Görlitzer Park eine Menschenleiche gefunden wird und alles darauf hindeutet, dass sich ausgerechnet Wash an dem Typen sattgefressen hat, wirft es den Waschbären vollkommen aus der Bahn. Ist dies sein Coming-out als Fleischfresser? Hat er am Ende auch noch Tollwut? Und warum um Himmels Willen hat er die Mahlzeit vorher nicht, wie üblich, mit Fleur de Sel gewürzt und fotografiert?

Faye: Emma Rönnebeck

 

Die stolze Füchsin aus dem Märkischen Viertel hat ein Problem mit Gewalt und Alkohol, insbesondere dann, wenn sich beide Dinge verbinden. Einerseits sehnt sich die Berliner Bitch nach Gemeinschaft und Liebe, andererseits hält sie sich alle anderen Tiere mit Pöbeleien und Eckzähnen von Leib und Seele: »Verpiss dich, du Kackstelze, oder ich reiß dir den Kopf ab!« (Und das ist beileibe nicht metaphorisch gemeint.) Ganz besonders nagt an der einsamen Jägerin, dass sie derzeit aufgrund des knappen Wohnraums gezwungen ist, zur Untermiete bei Sechser zu wohnen. In einer WG mit einem Kaninchen! Wenn das die Runde macht, ist Fayes Ruf ruiniert.

Faye muss lernen, sich endlich für andere zu öffnen und zu ihrer zarten Seite zu stehen. Faye muss lieben lernen. Und eine Tollwutimpfung wäre vielleicht auch nicht das Schlechteste.

Sechser: Christian Näthe

 

Dort, wo der Hohenzollerndamm in die Bundesallee mündet, liegt im Strom die Kanincheninsel: Eine 40 m2 große Verkehrsinsel, die ein Kaninchenrudel beherbergt. Die Kaninchen verlassen ihr fruchtbares Eiland nur höchst selten. Einer von den sporadischen Freigängern ist Sechser, das sechste Kind im sechsten Wurf.

Segelohren, Hasenzähne, zu große Füße, dazu Asthma und Schwerhörigkeit durch das Leben im Verkehr – Sechser ist ein Nerd, wie er im Buche steht. Und doch behauptet sich das »Opfer« in der Gruppe der Großstadttiere – darunter zahlreiche Fressfeinde! – mit einer erstaunlichen Chuzpe. Denn Sechser ist alles andere als ein Angsthase, und er ist willens, für seine Freunde und seine Liebe bis in den Tod zu gehen...

Ülker: Konstanze Kromer

 

Obwohl Ülkers Familie schon seit 20 Generationen in Deutschland lebt, merkt man Ülker den Migrationshintergrund noch immer an. Als klassischer »Zugvogel« erntet sie die Hochbahnhöfe der Linie 1 von Hallesches Tor bis Warschauer Straße ab und ernährt sich von Fastfood, Eiswaffeln und Cola-Resten. Ülker ist alles andere als eine Schleiereule, aber sie bekennt sich selbstbewusst zu den bodenständigen Werten ihrer Vorfahren: Ehre. Keuschheit. Frömmigkeit. Vor den Hackattacken ihres Mannes ist Ülker ins Taubenhaus geflogen, äh, geflohen.

Auf die fremdenfeindliche Diskriminierung durch die hiesigen Straßentauben reagiert Ülker gelassen: »In zwanzig Jahren haben wir uns eh so sehr vermehrt, dass sie die Minderheit sind.« Weshalb Ülker auch gerade ihr x-tes Ei ausbrütet. Und in der Aufklärung des Mordfalls kommt »Inspektor Colomba« als Erste auf die richtige Spur...

Und ferner:

 

Prenzlbiber (…aus Biberach)

Bella (katzengrasabhängige Berberkatze)

Jerzy (polnischer Automarder)

Rex (deutscher Schäferhund & ehemaliger Suchtmittelspürhund der Berliner Polizei)

 

©  FOTOS: MARCUS FLÜGGE, SVEN IHLENFELD

IDEE & BUCH: ROBERT LÖHR

 MUSIK: WOLFGANG BÖHMER

SONGTEXTE: TOM VAN HASSELT

REGIE: DENIS FISCHER

AUSSTATTUNG & KOSTÜM: JENNY DECHÊNE

CHOREOGRAPHIE: KATHLEEN BAUER

MUSIKPRODUKTION: CARSTEN SCHMELZER, BASSBALL PRODUCTION

REGIEASSISTENZ: LARISSA COPETTI

GRAFIK-DESIGN & KEYVISUAL: CHRISTOPH RODE

 

MIT: LARS KEMTER, KONSTANZE KROMER,

CHRISTIAN NÄTHE & EMMA RÖNNEBECK

EINE PRODUKTION DES BKA THEATERS IN KOOPERATION MIT THEATER MOGUL
© COPYRIGHT 2016 ALL RIGHTS RESERVED